Selbstbewusstsein stärken

Viele Menschen verwechseln die Stärkung oder den Aufbau eines Selbstbewusstseins mit permanentem Erfolg, stetigem Durchsetzungsvermögen und Dominanz. Unangreifbarkeit scheint das Ziel zu sein.

Das sind keine Merkmale von einem starken Selbstbewusstsein. Meistens resultieren diese durchaus verständlichen Wünsche aus einer belastenden aktuellen Situation, in der man sich unfair behandelt, minderwertig oder auch chancenlos fühlt.

Die Gedanken kreisen unendlich, ein Elendsgefühl breitet sich aus und am liebsten würde man fast allem aus dem Weg gehen. Ein Teufelskreis.

Hinter mangelndem Selbstbewusstsein stehen sehr vielfältige Gründe, die bekanntesten sind:

Gründe für mangelndes Selbstbewusstsein

  • Die Angst zu versagen
  • Die Angst vor Ablehnung
  • Negative Erfahrungen
  • Eine akut schwierige Lebenssituation
  • Eine Erkrankung

Häufig folgt Vermeidung, was Erfolgserlebnisse und deren Wahrnehmung natürlich erschwert. Die Ängste dominieren und können sogar sehr irrationale Formen annehmen.

Liegt eine psychische Erkrankung vor, ist der Gang zu einem geeigneten Therapeuten sicher der richtige Schritt und bereits Teil der Veränderung.

Gezielte Selbstwahrnehmung stärkt das Selbstbewusstsein

Ein verbessertes, gestärktes Selbstbewusstsein fußt auf einer wohlwollenden und doch realistischen Selbsteinschätzung. Basierend darauf lässt sich neues Verhalten einüben.

Man ist sich seiner Selbst bewusst – das ist eine entscheidende Bedeutung des Selbstbewusstseins: Nicht nur lernen, aktiv und handlungsstark zu agieren, sondern der gestärkte Zugang zu eigenen Fähigkeiten, Gefühlen, Erfahrungen und Grenzen gehören zum Aufbau selbstbewusstem Auftretens.

Wie bin ich heute drauf, was ist meine Stimmung? Gibt es Freude oder Ängste? Was erwarte, was befürchte ich? Keine Frage ist verboten. Es geht darum, den aktuellen Zustand zu akzeptieren, ohne sich zu verdammen und in eine passive Haltung zu verfallen.

Alle Fragen helfen bei einer ehrlichen Antwort bei der Selbsteinschätzung. Auch wenn die Antwort nicht positiv ausfallen muss, der Mensch lernt wieder, sich selbst Zeit zu widmen und seinen eigenen Wahrnehmungen zu trauen.

Positiv für das Selbstwertgefühl, den Aufbau des Selbstbewusstseins und der Frage: „Wer bin ich überhaupt?“.

Selbstbewusstsein stärken – grundsätzliche Haltungen

  • Niemand ist perfekt, das ist OK
  • Offenheit gegenüber eigenen Gefühlen, Wünschen und Gedanken
  • Belohnung, wenn Neues versucht wird
  • Sich selbst für die Veränderung Zeit geben

Etwas Neues zu versuchen erfordert Mut, es ist nicht schlimm, wenn manches nicht sofort funktioniert. Wichtig ist es, am Ball zubleiben, wenn man sein Selbstbewusstsein stärken will.

Vielen Menschen hilft es, sich Ziele zu setzen – möglichst konkret und nicht zu riesig. Ruhig aufschreiben und bei Erfolg: abhaken!

Mit jedem erreichten Ziel steigt das Selbstvertrauen. Neuen Ideen können angegangen werden. Die ehemalige negative Haltung („es ist alles so schlimm“) verändert sich nach und nach.

Selbstbewusstsein aufbauen – ein realistisches Selbstbild entwickeln

Jeder Mensch hat Stärken und Schwächen. Wenn das Selbstbewusstsein angeknackst ist, dann ist die Eigenwahrnehmung (manchmal auch die Fremdwahrnehmung) sehr ins Negative verschoben.

Das kann durchaus zu abnehmender Leistungsfähigkeit führen. Besonders frustrierend: Man verhält sich unter seinem eigentlichen Potenzial, macht Fehler, die sonst nicht vorkommen würden. Ein Kreislauf, den es du durchbrechen gilt. Jeder möchte seine Fähigkeiten einbringen.

Ehrlich zu sich selbst sein

Wer ehrlich zu sich selbst ist, entwickelt nach und nach ein differenziertes Selbstbild. Mit allem, was dazugehört: Stärken, Schwächen, Haltungen, Eigenheiten und Besonderheiten.

Haben Sie gute Freunde? Fragen Sie nach deren Meinung! Nach Ihren liebenswerten Ecken und vielleicht schwierigen Feldern.

Das positive an einem differenzierten Selbstbild, dem neuen Selbstbewusstsein: Es ist eine Basis vorhanden, auf der man sein Verhalten aufbauen kann.

Da es auch Schwächen zulässt, ist auch ein schlechter Tag kein Desaster, sondern kommt vor. Ruhig mal laut fluchen, wer ist schon perfekt?

Werde ich zu Unrecht angegriffen? Ist es Zeit, deutlich zu sagen, dass hier Grenzen überschritten werden? Was will ich, ist das realistisch? Lässt man diese Fragen an sich heran, reduziert sich die Bedeutung des Umfeldes, vor dessen Urteil so lange Angst herrschte.

Belohnung für neue Verhaltensweisen, die das Selbstbewusstsein stärken

Wer selbstbewusst handelt und auftritt, kann auch auf Ablehnung stoßen. Deshalb wäre es unsinnig, sich nur dann zu belohnen, wenn etwas klappt.

Belohnen Sie sich mit etwas, was Sie gerne machen oder mögen, wenn Sie neues Verhalten ausprobiert haben – egal, ob alles geklappt hat. Aber bleiben Sie mal Ball!

Vielleicht kann man noch was besser machen, das Aufarbeiten der neuen Erfahrungen gehört dazu. Aber mit einem ebenso wohlwollenden wie ehrlichen Blickwinkel.

Zu einer neuen Situation gehört Mut, jedem, der sie eingeht gebühtt Respekt. Aber was neu ist, besitzt viele unbekannte Seiten und daher kann eben nicht alles sofort perfekt verlaufen.

Was sind diese neuen Erfahrungen eigentlich? Pauschal lässt sich dies sicher nicht beantworten, da die individuellen Lagen zu unterschiedlich sind. Bekannte Themen sind u.a.:

  • Lernen, NEIN zu sagen
  • Etwas fordern oder explizit Hilfe zu fragen
  • Ein schwieriges Thema ansprechen
  • Zugeben, dass man etwas nicht schafft, oder dass es momentan zu viel ist
  • Neue Situationen einzugehen (z.B. endlich in den Sportverein eintreten)
  • Respekt für die eigene Leistung einfordern
  • Jemanden ansprechen
  • Sich bei einer öffentlichen Stelle zu beschweren

Selbstbewusstsein und Nein sagen lernen

Dem Gegenüber mit Respekt ein dennoch klares Nein zu kommunizieren, ist ein gewaltiger Schritt.

Zu sehr wird im Laufe der Entwicklung ein Nein mit einer emotionalen Abwertung (Tadel, Verbot) erlebt. Sei es durch persönliche Erfahrung oder durch Beobachtung.

Dabei sollte ein Nein an einen Inhalt gebunden sein, nicht eine Person pauschal angreifen. Dann ist es ein sehr gesundes Vorgehen, sich auch mal abzugrenzen, bei Irritationen kann man es ja kurz begründen – nicht entschuldigen!

Viele Menschen stauen so lange, bis sie platzen. Dann kommt das Nein endlich, aber in einer extrem ruppigen, ausbrechenden Form und löst nicht selten die lange gehegten Befürchtungen (etwas Schlimmes passiert, Ablehnung, Verlust oder schlechtes Image) aus.

Konflikte zu vermeiden, scheint zunächst Vorteile zu haben: Man gilt als ruhig, belastbar und ausgeglichen – macht nie Ärger.

Diese scheinbaren Vorteile aufzugeben, lohnt sich. Mutiger werden und selbstsicher auftreten, das ist langfristig für das eigene Selbst lebensnotwendig.

Ein positiver Nebeneffekt: Man lernt, auch andere Menschen zu respektieren, die mit Maß für sich selbst sorgen. Wer lernt, adäquat Nein zusagen, kann damit eher ein Nein akzeptieren – lässt sich aber auch nicht oberflächlich abwimmeln.

Es ist also wichtig, rechtzeitig deutlich und in angemessener Form Nein zu sagen.

Steht ein absehbarer Konflikt an, ist es sinnvoll, sich darauf vor zu bereiten, Szenarien durchzuspielen und womöglich zu überlegen, wann dieser anzugehen ist (Bin ich bereit dafür und ist es das wert?).

Techniken für ein besseres Selbstbewusstsein

In schwierigen Situation ( z.B. in einem Bewerbungsgespräch) ist es eine normale Reaktion, sich flau oder unsicher zu fühlen.

Das zu verdrängen wäre falsch, aber es spricht nichts dagegen, sein Auftreten und Kommunikationsverhalten mitsamt der Körpersprache selbstbewusst zu gestalten.

Das muss im obigen Sinne nicht perfekt sein, signalisiert aber Engagement, das sich durchaus (vor dem Spiegel) üben lässt:

  1. Aufrechter Gang
  2. Die Schultern zurücknehmen
  3. Brustkorb raus – ohne zu verkrampfen
  4. Den Blick nach vorne richten
  5. Einen kurzen, festen Händedruck üben
  6. Dem Gesprächspartner in die Augen schauen – ihn aber nicht fixieren
  7. Versuchen, laut, deutlich und mit klarer Stimme zu kommunizieren

Geübtes, Selbstbewusstsein signalisierendes Auftreten mag sich zunächst ungewohnt anfühlen. Es wirkt jedoch durch eine Art Biofeedback: Der Körper verhält sich schon so, als hätte man ein gesundes Selbstvertrauen und ein stabiles Selbstwertgefühl – und genau das kann sich bei vielen Menschen nach und nach positiv mental niederschlagen.

Ein selbst geschaffener positiver Input. Auch hier gilt: Üben und am Ball bleiben – sich selbst für den Versuch belohnen.

Teil der Persönlichkeitsentwicklung

Ein gesundes Selbstbewusstsein aufbauen, das erfordert Zeit, Mut und auch Übung. Der Lohn, die bessere Lebensqualität, rechtfertigt diesen gesunden Schritt der Persönlichkeitsentwicklung.