Selbstwertgefühl steigern

Das Selbstwertgefühl steigern oder wieder zu erlangen, das ist ein weit verbreiteter Wunsch.

Ein angegriffenes Selbstwertgefühl belastet Menschen in allen Lebenslagen. Es umfasst mehr als einen schlechten Tag, das nagende Gefühl lauert ständig. Betroffene fühlen sich unglücklich, chronisch unzufrieden und sind anfällig für Kritik.

Ein angegriffenes Selbstwertgefühl vermindert zudem die so nötige Eigeninitiative, sorgt langfristig für einen starken Leidensdruck. Die Betroffene trauen sich weniger als sie eigentlich können, es fehlt der Schutz, die Widerstandskraft bei aufkommenden Problemen.

Unterschied Selbstwert/Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein

In Ergänzung des kognitiv geprägten Konzeptes Selbstbewusstseins betont der Selbstwert die emotionale Komponente, die (lebensgeschichtliche) Gesamtbewertung von sich selbst.

Wer bin ich, was hab ich erlebt und welche Möglichkeiten stehen mir offen? Oder umgangssprachlich: Der Selbstwert definiert den Platz im Leben, den Respekt vor sich selbst.

Das Selbstwertgefühl hängt somit eng mit dem Selbstvertrauen zusammen, welches Fähigkeiten, Möglichkeiten und Talente, die in einem schlummern, hervorhebt. Selbstvertrauen lässt den Menschen Aufgaben angehen.

Ohne Selbstvertrauen ist die Umsetzung seiner Fähigkeiten schwierig, da stets das Scheitern vor dem inneren Auge abläuft. Dass der Selbstwert dabei keine Entwicklungschance hat, liegt nahe.

Das Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen stärken

Die meisten Menschen wollen bewusst und selbstverantwortlich leben, ein Ziel vor Augen haben, sich ihrer persönlichen Integrität sicher sein und über ein gutes Maß an Selbstsicherheit verfügen.

Eine stabile emotionale Basis ist im ruppigen Alltag der heutigen Zeit sehr wichtig. Das gesunde, starke Selbstbewusstsein hilft den Menschen, ihr Leben zu meistern.

Vieles davon geht im Alltag verschütt: in Überforderung, in Zeitnot oder fast unbemerkt schleichend. Ist das Selbstwertgefühl angeknackst, dann schwindet häufig die nötige Fähigkeit zum Nein-Sagen.

Viele von einem geringen Selbstwertgefühl betroffene Menschen lassen sich dann zu viel gefallen. Auch die Fähigkeit, ernst gemeinte Komplimente anzunehmen, leidet. Denn diese passen nicht mehr ins eigene Selbstkonzept und widersprechen dem geringen Selbstwertgefühl.

Zeit, den Selbstwert zu stärken und sich neu zu positionieren. Folgende selbstwertfördernde Grundsätze können helfen:

  • Ich bin, wie ich bin und das ist OK so!
  • Positive Vorbilder nehmen, was gefällt mir an Freunden oder auch Prominenten?
  • Der innere Kritiker ist ein Teil der Persönlichkeit – aber: Muss er ständig reden!? Geben Sie ihm Sprechzeiten und einen wohlwollenden Gegenspieler!
  • Egal wie lange es her ist, was haben Sie gut gemacht? Das ist bereits Realität – Zeit daran anzuknüpfen.
  • Alle Befürchtungen aufschreiben, ruhig dramatisieren, inszenenieren Sie eine innere Slapstick-Komödie. Wie wahrscheinlich ist es, dass alles schief geht? jetzt geht´s den unrealistischen, negativen Gedankenkreisen an den Kragen.
  • Lernen, sich selbst zu loben – ruhig vor dem Spiegel.

Den Spaß und die Freude wieder entdecken

Wenn die momentane Situation vielleicht schwierig erscheint und mit einem geringen Selbstwertgefühl einhergeht, dann ist es Zeit zu überlegen, was man bisher (ganz egal wann) im Leben gut gemacht hat. Und wie man daran anknüpfen kann.

Was macht oder machte mir eigentlich Spaß? Und warum ist dafür im Alltag kein Platz mehr? Will man sein Selbstwertgefühl steigern, dann ist es wichtig, diese Ideen, Tätigkeiten oder Hobbys wieder in sein Leben zu integrieren. Völlig egal, ob sie anderen abstrus oder ungewöhnlich erscheinen.

Ziel ist es, sich in gesunder Weise von seinem Umfeld zu emanzipieren.

Denn mit der Zeit „für sich“ signalisiert man: Das bin ich mir wert. Und da Spaß und Können oft gemeinsam daherkommen, steigen auch die Chancen für ein Erfolgserlebnis – gut für das Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl.

Es ist hilfreich, sich etwas unabhängiger von der Einschätzung der Mitmenschen zu machen. Lob und Kritik sollte wahrgenommen werden, aber nicht die eigene Persönlichkeit als „Wahrheit“ festlegen oder gar angreifen.

Sich selbst Gedanken machen, schaffbare Ansprüche an sich selbst formulieren und sich auch mal selbst loben, das sind die Grundlagen.

Tagesform beachten

Das Selbstvertrauen und das Selbstwertgefühl ist nicht immer gleich gut, das geht allen so. Eine schlechte Nacht, Stress oder Streit können durchaus zu Zweifeln und Sinnfragen führen. Drohende Arbeitslosigkeit nagt an vielen Menschen.

All diese Schwankungen sind Teil eines gesunden Selbstwertgefühles. Dieses lässt durchaus mal selbstkritische Töne zu, greift aber nicht den inneren Gesamtwert an. Jeder macht in einer schwierigen Situation Fehler, reagiert falsch und ärgert sich darüber. Oder kommt in Umstände, die man wenig beeinflussen kann.

Die Situation mag unglücklich sein, aber sie legt nicht die eigene Persönlichkeit fest. Wer reflektiert, kann etwas ändern, sich entschuldigen oder sich für einen Konflikt entscheiden. In Bewegung, im reflektierten Handeln bleiben, das steigert die Möglichkeit positiver Erlebnisse.

Selbstwertgefühl trainieren und steigern

Das Selbstwertgefühl aufzubauen ist ein Prozess: Was traue ich mir heute zu, was gehe ich an? – das ist eine Frage, die dieser Tatsache Tribut zollt. Sie zu stellen, erfordert Zugang zu seinem Inneren. Es ist wichtig, sich selbst die nötige Zeit zu widmen und zudem nicht in Passivität zu verfallen.

Moderate, dem Selbstwertgefühl angepasste Aktivität sollte stets das Ziel sein. Es geht ja nicht um blinden und sich selbst überfordernden Aktionismus: Ich möchte bestimmte Sachen angehen, nicht: ich muss.

Veränderung braucht Zeit, Übung und meist einige Versuche. Es ist auch nicht relevant, ob alles sofort klappt, man sollte sich auch immer für den Versuch (die Aktivität) loben!

Sport hilft

Meist widmen sich Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl und mit wenig Selbstvertrauen wenig Zeit. Sowohl geistig als auch körperlich, ein verbreiteter Schutzmechanismus.

Nicht ohne Grund, denn die Erfahrungen mit sich selber waren in letzter Zeit meist nicht erfreulich. Oft vergessen Betroffene darüber, wie sehr der Körper moderate Bewegung dankt.

Die gleichmäßige Atmung und die dosierte Anstrengung beim Laufen/Walken/Gehen macht den Kopf frei. Dem Körper tut dosierter Sport allgemein gut, indem man sich wieder spürt – die Atmung, das Herz, die Muskulatur.

Es kann auch jeder andere Sport sein, siehe oben: Was macht Spaß und was verträgt mein Körper? Das sind die Leitfragen. Selbst kleine Änderung (10 Minuten täglich gehen) sind lobenswerte Schritte.

Wer sich regelmäßig zu überschaubaren Aufgaben motiviert und sie umsetzt, erlebt zudem kleine Erfolgserlebnisse – eine wichtige Etappe zu einem besseren Selbstwertgefühl und einem starken Selbstbewusstsein.

Es geht ja nicht um Hochleistungssport, aber man hat etwas geschafft! Das Selbstwertgefühl zu steigern, beinhaltet somit durchaus eine physische Komponente.

Abschließend ist zu bemerken, dass bei einer sehr schlechten Verfassung der Gang zum Therapeuten absolut sinnvoll ist. Ein solches Verhalten ist immer mutig (und schon Teil einer Änderung), niemand hat das Recht, sich darüber zu mokieren.